Träume leben, Wege suchen, Traumwege finden
Es zieht uns weiter 'gen Süden. Wir verlassen Utah. Die Interstate 15 quert die nord-westlichste Ecke von Arizona und führt dann weiter durch die Wüstenlandschaft von Nevada. Casinos stehen in der Einöde und locken mit riesigen, blinkenden Werbetafeln und dem aktuellen Jackpotstand. Kurz überlegen wir, was wir mit einem solchen Gewinn alles machen könnten, kommen dann aber zum Schluss, dass die Wahrscheinlichkeit, Geld zu verlieren, grösser ist und sind einmal mehr froh, dass wir total Glücksspielresistent sind. Unser Ziel ist der State Park im" Valley of Fire". Leider sind wir am frühen Nachmittag schon zu spät, um noch einen Stellplatz auf einem der beiden Campingplätze im Park zu ergattern. So bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den nächstgelegenen Campingplatz zu fahren, welcher sich am Lake Mead befindet, um dann von dort aus das Valley of Fire zu erkunden. Echo Bay am Lake Mead gelegen, hat, wie viele andere Orte am Mead Lake auch, seine Blütezeit längst hinter sich gelassen. Verlassen thront ein Motel an schönster Aussichtslage. Die Fenster und Türen sind mit Brettern zugenagelt. Ein kleiner Laden mit Tankstelle hat noch geöffnet und bedient die paar Menschen, die irgendwann mal hier gestrandet und nicht mehr weggekommen sind. Wäre der Campingplatz nicht mit blühenden Oleandersträuchern bewachsen, wäre auch dies ein trostloser Ort. Irgendwie finden wir Gefallen an dieser vom Verfall gezeichneten Gegend. Immerhin haben wir einen Fast-Blick auf den Lake Mead, wenn wir am baufälligen Motel vorbeischauen. Die Aussicht ins Hinterland und Richtung Berge ist dagegen unverbaut. Zum Glück sieht man den ganzen Müll, der in der Wüste liegt, von unserer erhöhten Lage nicht. Warum die Urlaubs-und Wochenendgäste ausgeblieben sind, ist schnell erklärt: Von 1998 - 2015 ist der Wasserspiegel um 46 Meter gesunken. Bootsrampen führen heute nicht mehr bis ins Wasser und Anlegestellen stehen auf dem Trockenen. Für die Motorboot- und Anglerbegeisterten Amerikaner ein "no go". Aufgeschüttete Sandstrände mit WC- und Duschanlagen befinden sich rund 300 Meter vom Seeufer entfernt. Na und? würde unsereins noch sagen und zum Ufer laufen. Da aber die Uferzone für Autos gesperrt ist, verirrt sich kein Einheimischer mehr hierher und der Tourist findet dann doch unzählige schönere Ecken zum Verweilen. Wo das Wasser, dass in den grössten Stausee der USA fliessen sollte, abgeblieben ist, ist auch zu erklären. Die Speisung des Lake Mead erfolgt hauptsächlich durch Schmelzwasser aus den Bergen Colorados, Utahs und Wyomings. Klimawandel = Weniger Schnee = Weniger Wasser! Und zum Schluss: Zu einem Stausee gehört auch ein Staudamm. Der Lake Mead wird durch den von 1931 - 1935 erbauten Hoover Dam gestaut. Nach einem Security-Check fährt man über den Damm, parkiert das Auto am besten auf einem der vielen Parkplätze und besichtigt die ganze Anlage zu Fuss. Man muss kein Technokrat sein, um sich von diesem gigantischen Bau beeindrucken zu lassen. Und wenn man bedenkt, dass das Wachstum der Städte wie z.B. Los Angeles und die florierende Landwirtschaft im Südwesten der USA der Stromgewinnung und dem kontrollierten Wasserhaushalt durch den Staudamm zu verdanken ist, macht das schon Eindruck. Und dann schaue ich in die tiefe Schlucht, die der Colorado River geschaffen hat und versuche mir vorzustellen, wie die ersten Abenteurer den damals noch ungezähmten Fluss befahren haben von der Einmündung im Golf von Kalifornien in Mexiko bis hinauf in die Berge Colorados.