Träume leben, Wege suchen, Traumwege finden
Bei Exit 95 verlassen wir die Interstate 15, fahren durch eine karge, wilde Landschaft Richtung Osten, kaufen in einem kleinen Laden an einer Kreuzung mitten im Nichts hausgemachten Bison-Jerkey (Trockenfleisch), passieren die liebliche Ortschaft Panguitch, schlängeln uns hoch durch den Red Canyon bis wir auf der Hochebene des Paunsaugunt Plateaus dann endlich den Bryce Canyon Nationalpark erreichen. Kein Foto kann dem Anblick gerecht werden! Rötlicher Sandstein im Schein der Nachmittags-Sonne fast orangefarben und im abendlichen Licht blauviolett schimmernd. Oben an der Kante des hufeisenförmigen Hochplateaus stehen wir, schauen auf die unzähligen "Hoodoos", turmspitzengleich aufragende Sandsteingebilde, die durch Wasser zu Figuren geformt wurden, wie es kein Künstler hervorbringen könnte und staunen über dieses Wunder der Natur. Wir verbringen ein paar Tage auf dem Sunset Campground im Bryce Canyon Nationalpark. An den kühlen Abenden sitzen wir am Lagerfeuer und verlieren uns im nachtklaren Sternenhimmel. Erneut holen uns in den frühen Morgenstunden Minus- Temperaturen ein! Kein Wunder: Wir bewegen uns hier auf über 2'500 Metern ü.M. Erstaunt sind wir über die vielen Touristen zu dieser Jahreszeit, die mit Zelt unterwegs sind. Schnell stellen wir aber fest, dass es outdoor-begeisterte Amerikaner sind, die hier Wanderferien machen. Es hat etliche Wanderwege, die wir auch unter die Trekkingschuhe nehmen wollen. Leider bekomme ich meine Kreislaufprobleme auch nach 3 Tagen in dieser Höhenlage nicht in den Griff, so dass ich mit einem "sturmen Chopf" für mehr als kurze Spaziergänge nicht zu haben bin. Tolle Ausblicke gewähren aber zum Glück auch die mit dem Fahrzeug zu erreichenden Aussichtspunkte. Auf einer Holzbank sitzend geniessen wir die wärmenden Sonnenstrahlen, atmen die nach Harz duftende frische Luft und dem Auge gönnen wir einen Blick auf die grandiose Landschaft. Messungen zufolge befindet sich irgendwo unten im Canyon einer der stillsten Orte, wo nebst gelegentlichem Flugzeuglärm, keine von Menschen erzeugte Geräuschkulisse hingelangt. Es genügt schon, sich einige Meter vom Parkplatz zu entfernen und das Rauschen des Windes in den Bäumen überdeckt den Motorenlärm. Und hört man dann genauer hin, nimmt man das ziepen, fiepen, zwitschern und trällern der Vögel wahr. Und da, ein Rascheln im Unterholz! Ein Vogel, eine Maus oder ein Eichhörnchen, das Vorräte für den Winter vergräbt? Wir können den "Lärmmacher" nicht entdecken, wenden unseren Blick wieder Richtung Canyon und stellen uns vor, wie es vor ca. 60 Millionen Jahren hier ausgesehen haben mag, als ein See fast den ganzen südlichen Staat Utah bedeckte. Dann begannen sich die Landmassen zu verschieben und die verschiedenen Plateaus entstanden. Wasser bahnte sich seinen Weg durch die weichen Gesteinsschichten und liess Canyons und im Bryce Canyon die "Hoodoos" entstehen. Ein Gedanke: Die Formen der Sandsteinfiguren werden mit jedem Regenfall verändert, schrumpfen und werden in weiter Zukunft ganz verschwunden sein. Ein Bild der Vergänglichkeit.