Träume leben, Wege suchen, Traumwege finden
Natürlich wollen wir wissen, wie das so ist mit dem Kalifornischen Traum. Von Tucson fahren wir Richtung Yuma und dann geht's in Kalifornien erst mal entlang des Zaunes zu Mexiko weiter bis wir nach endlos erscheinendem bergauf-bergab in San Diego ankommen. Als mittlerweile echte Hinterländler sind wir von der Hektik, dem Lärm und den vielen Menschen ziemlich überrumpelt. Da wir in San Diego Metro den KOA Campingplatz gewählt haben, finden wir uns zwar zentral, aber umzingelt von Highways, einem stinkenden Kanal, Obdachlosen und Müllbergen wieder.
Die Hafenpromenade von San Diego ist modern, sauber und für den zahlungskräftigen Touristen sehr attraktiv. Feinschmeckerrestaurants reihen sich an edle Boutiquen und die Nobelkarossen finden Platz auf einem der überteuerten, kostenpflichtigen Parkplätze. Das alles ist nicht ganz unsere Kragenweite und so verlassen wir nach Ablauf der Parkuhr jedoch mit zwei frischen Fischfilets, welche in einem Restaurant direkt an der Frischfisch-Theke verkauft werden, wieder die sonnige Seite des Lebens. Unseren einwöchigen Aufenthalt in San Diego kürzen wir auf 3 Tage ab. Dann nehmen wir die mühevollen 500km Richtung Los Angeles und weiter bis Pismo Beach in Angriff, wo wir uns mehr Ruhe erhoffen. Leider liegt der Campingplatz direkt an der Autobahn, welche 7/24 sehr stark befahren wird. Na toll! Zudem befindet sich der Campingplatz in einer schattigen Talmulde, so dass morgens jeweils Raureif liegt, bis die Sonne hinter dem Berg hervorkommt. Es ist feucht und kalt. Das stand leider nicht im Beschrieb über den Campingplatz. Die ganze Küste von San Diego bis Pismo Beach ist zugebaut; wenn nicht durch Häuser, dann führt die Eisenbahnstrecke oder der Highway oder beides direkt an der Küste entlang. Irgendwie können wir uns mit diesem hektischen Treiben in diesem Staat nicht anfreunden. Zudem sind die Menschen hier weitaus unfreundlicher als wir es bisher erlebt haben. Ein Ausflug führt uns nach Morro Bay. Der kleine Hafenort mit dem markanten Felsen und den hoch aufragenden Schornsteinen ist die Heimat einer Kolonie von Fischottern, die sich offenbar das ganze Jahr über im Hafen aufhalten. Jetzt im Dezember haben wir viele Jungtiere gesehen, die an ihre Mütter gelehnt oder ganz auf ihr liegend faul im Wasser treiben. Diese putzigen Tierchen tragen wesentlich zur Besserung unserer Laune bei. Nebst den allgegenwärtigen Pelikanen sind noch ein paar Seelöwen in der Gegend zu finden. Dennoch ist klar, dass wir Kalifornien auf schnellstem Weg verlassen wollen. Es soll zu einem anderen Zeitpunkt eine zweite Chance bekommen. Kurzfristig liebäugeln wir ein letztes Mal mit einer Rückkehr nach Kanada. Aber ein eisiger und schneereicher Wintereinbruch an der Küste Oregons, Washingtons und Britisch Kolumbiens lässt uns nun doch auf die Variante Mexiko zurückgreifen. Die Feiertage wollen wir in Tucson, Arizona verbringen. Da gilt es erstmal 1500km unter die Räder zunehmen. In unserer Vorfreude verpassen wir den richtigen Zeitpunkt, uns unterwegs einen Platz zum Übernachten zu suchen. Mit Einbruch der Nacht, sind die Schilder kaum noch sichtbar. Wir lassen uns von unserem Navi führen. Leider ist unser Gerät nicht auf dem neusten Stand. Die ersten beiden Campingplätze gibt es heute nicht mehr. Auf dem Weg zu einem weiteren RV Park lotst uns das Navi durch einen Ort irgendwo im Nirgendwo. Und plötzlich haben wir die Qual der Wahl - oder so. Nehmen müssen wir den mit dem offenen Tor, was sich am nächsten Morgen kostenmässig als eine gute Wahl herausstellt. Wir sind wohl die einzigen Reisenden auf diesem RV Park. Alle anderen scheinen hier eher gestrandet zu sein. Bei Tagesanbruch sitzen eine Frau und zwei Männer an einem wärmenden Lagerfeuer. Der Weg zur Toilette führt an ihnen vorbei. Und wie üblich, werde ich nach dem Woher und Wohin gefragt. Als ich erkläre, dass wir grad von Kalifornien wieder zurück nach Tucson unterwegs sind, weil es uns in Arizona viel besser gefallen würde, nicken alle zustimmend und die Frau mit den fehlenden Zähnen meint orakelhaft, sie alle wären auch mal in Kalifornien gewesen.
Nach Tucson zurückzukommen ist fast wie nach Hause zu kommen. Obwohl wir auch diesmal die falsche Ausfahrt nehmen und einen Umweg zum Campingplatz fahren, kommen uns die Strassenzüge doch bekannt vor. Trotz der vielen Leute, die tagaus-tagein das Office des Campingplatzes frequentieren, erkennt mich die nette Dame bei der Anmeldung gleich wieder, was mich - ohne eitel erscheinen zu wollen - sehr freut. Gemütlich richten wir uns ein, diesmal unter einem Olivenbaum. Wie mild das Wetter, wie ruhig die Stadt und wie nett die Menschen hier doch sind! An Weihnachten regnet es und als ich am nächsten Morgen vor die Tür gehe, kann ich kaum glauben, dass die umliegenden Berge passend zur weihnachtlichen Stimmung mit Schnee bedeckt sind.
Das kühle und regnerische Wetter in der Altjahrswoche nutzen wir, um uns über unser definitives Ziel San Carlos-Guaymas in Sonora/Mexiko zu informieren, die sicherste Reiseroute zu eruieren und die obligatorische Autoversicherung für Mexiko abzuschliessen. Natürlich bleiben immer noch etliche offene Fragen. Aber was wäre das Reisen wert, wenn man alles schon im Voraus wissen würde?